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Busverspätung  Gestrandeten  wieder.  Im Rössli  gab  es ein feines
          Mittagessen.  Nach  dem  Essen  machte  sich  die  Müdigkeit
          bemerkbar. Es war ja schliesslich die Zeit, wo manch einer im Alltag
          sein Mittagsnickerchen macht. Wisi Beeler hat dann das hauseigene
          Schwyzerörgeli erklingen lassen. Mit dem Örgeli, bei dem die meiste
          Luft  unproduktiv  verpuffte,  hat  er  es  geschafft,  der  müden
          Gesellschaft wieder Leben einzuhauchen.
          Wir  dislozierten  vom  Rössli  in  die  Firma  Appenzeller  Alpenbitter.
          Eine  Dame  erzählte  uns  die  Firmengeschichte  im  Idiom  der
          Einheimischen. Da das Ganze nicht auf Deutsch übersetzt wurde,
          kann ich hier leider nicht ins Detail gehen.

          Nur so viel: So um 1914 war in der Gegend ein Herr Ebneter als
          Störbrenner  mit  einer  mobilen  Schnapsbrennerei  unterwegs.  Im
          Luzernischen    nennt  man  diese  „Entlebucher  Hochaltar!“  Dann
          begann er in einem Keller mit Hochprozentigem und Kräutern zu
          tüfteln, und hatte Erfolg. Quacksalber und Kurpfuscher empfahlen
          den  Zaubertrank  gegen  gewisse Leiden. Man merke den
          Unterschied, er wurde nur empfohlen, nicht verschrieben! Um den
          Erfolg zu nutzen, brauchte er Geld. Er fand eine reiche Braut und
          dann ging es nur noch bergauf.
          Richtung  Degustationsraum  passierten  wir  Produktionsräume  mit
          grossen  Stahltanks,  beschriftet  mit  „Kräuter,  Kirsch,  Pflümli,
          Zwetschgen usw.“ Wer den Unterschied letzterer nicht kennt: Wisi
          Beeler weiss Rat, wenn nicht als ehemaliger Obstbauer dann sicher
          als Musiker….
          Entlang von gestapelten Fertigprodukten  ̶  erstaunlich
          und  nicht  unbedingt  zu  erwarten,  was  hier  alles
          produziert  wird  gelangten  wir  zur  Kräuter‐  und
          Gewürzausstellung. 42 Gewürze und Kräuter braucht es
          für den Appenzeller Alpenbitter.
          Die Zutaten sind bekannt, die Mischung ist geheim. Nur
          zwei  Personen  kennen  diese.  Sollte  diesen  zwei
          gemeinsam etwas zustossen, ist das Rezept in einem
          Banktresor hinterlegt.
          Man  konnte  viel  riechen  und  sehen.  Nach  diesem
          Geruchserlebnis  gelangten  wir  an  der  Abfüllanlage
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