Page 13 - Turnverein Rapperswil-Jona Vereinsheft 2021 2
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zu beobachten und deren Namen zu
                                            lernen. Hier erwarb er sich  bereits
                                            das Wissen zum Naturheilarzt.
                                            Damals war es  üblich, dass  ein
                                            begabtes  Kind  aus  einer  armen
                                            Familie  den  Priesterberuf  ergriff,
                                            denn nur so  konnte  es ein
                                            Gymnasium  besuchen.  Nach  dem
                                            Gymnasium  in Einsiedeln studierte
                                            Pfarrer Künzle in Belgien Theologie
                                            und Philosophie und wurde 1881 in
          der Kathedrale St.Gallen zum Priester geweiht. In Gommiswald begann er
          seine Priestertätigkeit, darauf erfolgte eine Versetzung nach der anderen.
          Mels, Kirchberg SG, Libingen und Amden waren seine nächsten Stationen.
          Danach leitete er einige Jahre den Pelikan Verlag in Feldkirch  und war
          Redaktor verschiedener katholischer Zeitschriften.

          Später übernahm  er als Pfarrer  die  Gemeinde Buchs und  kam
          anschliessend nach  Herisau. Hier  erwarb er  sich auf einer Gant  das
          Medizinalkräuterbuch  des  im  16.  Jahrhundert  in  Basel  verstorbenen
          Medizinprofessor Dr. Jakob Theodor Tabernaemontani und dieses diente
          ihm als Grundlage für seine Studien der Heilwirkung der Pflanzen.

          Seine letzte Pfarrstelle war Wangs. In dieser Zeit festigte sich sein Wirken
          als Naturheilarzt und es erschien seine Schrift „Chrut und Uchrut“, das
          später eine Auflage von über 2 Millionen hatte. Da im Kanton St. Gallen
          das Praktizieren als Naturheilarzt nicht erlaubt war, zog er nach Zizers GR
          und wandte sich ganz der Naturheilkunde zu. Um seines Amtes walten zu
          können,  musste  er  als  65‐Jähriger  in  Chur  zu  einer  Prüfung  beim
          Sanitätsdepartement  antreten  und  bestand  diese  mit  Bravour.  Nun
          konnte  sich  Pfarrer  Künzle  seinen  Patienten,  seinen  Studien,  seiner
          verlegerischen  Tätigkeiten  und  seiner  Heilkräuterproduktion  widmen.
          1939 gründete er die Firma „Kräuterpfarrer Künzle AG“ in Zizers und es
          entstand ein Betrieb von beachtlicher Grösse.

          In der Nacht vom 8. Auf den 9. Januar 1945 starb Pfarrer Künzle in seinem
          Haus Helios  mit  87  Jahren.  Sein Wunsch  war  es in  seiner letzten
          Seelsorgergemeinde begraben zu werden. Unser Rundgang endete dann
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